Crêtes des Vosges – Fernwandern auf dem Vogesen-Kammweg

Es ist Anfang Oktober, der Sommer ist vorbei, der erste Schnee hat sich schon auf die Alpen gelegt, aber wir wollen nochmal raus, ein paar Tage wandern und suchen nach einem geeigneten Ziel. Bergig soll es sein, gut zu erreichen und noch schneefrei. Warum also nicht die Vogesen? Dieses in Frankreich liegende Mittelgebirge hat Erhebungen bis knapp 1500m und kann in seiner Schroffheit in einigen Teilen mit den Alpen durchaus mithalten. Außerdem bildet sich hier ein von Norden nach Süden verlaufender Kamm, der traumhafte Aussichten verspricht. Diesen wollen wir eine knappe Woche von Ribeauville nach Thann entlangwandern.

Bei bestem Wetter starten wie die Wanderung in Ribeauville

Wir packen Zelte, Isomatten und Essensvorräte für 6 Tage und freuen uns auf ein paar sonnige Tage, Wildnis und viel Zeit in der Natur. Dass es zumindest teilweise anders kommen wird, lässt sich am ersten Tag noch nicht erahnen.

Ribeauville ist wunderbar an den öffentlichen Nahverkehr angebunden und auch von Deutschland gut zu erreichen. Gegen Mittag kommen wir dort an, füllen nochmal die Wasserflaschen auf und ziehen die kurzen Hosen an – die Sonne scheint und es sind gute 25 Grad. Gut gelaunt gehen wir stetig durch tiefen Wald bergauf. Gegen Nachmittag kommen wir in dem kleinen Ort Aubure an und es regnet auf einmal in Strömen. Unter einem kleinen Unterstand checken wir die Wettervorhersage und stellen fest, dass für heute Nachmittag Sturm und Dauerregen angekündigt ist. Spontan entschließen wir uns, in Aubure in einer kleinen Pension zu übernachten. Schließlich gibt es noch genug Nächte, in denen wir im Zelt schlafen können.

Doch in den nächsten Tagen merken wir schnell, dass Wind, Regen und dichter Nebel zu den wiederkehrenden Mustern unserer Tour werden. Jeden Tag aufs Neue zeigt die Wettervorhersage für die nächste Nacht Sturmböen um die 90kmh an. Nacht für Nacht entscheiden wir uns für eine Herberge statt fürs Zelt. Nicht nur, wegen der ungemütlichen Bedingungen, sondern vor allem, weil so starke Sturmböen im Wald auch einfach gefährlich werden können. Einen morschen umfallenden Baum hat noch kein Zelt ausgehalten.

gemütliche Ferme-Auberge

Doch wir verzagen nicht daran, dass es irgendwie anders läuft als geplant, dass wir mehrere Kilo Zeltequipment und Essen mitschleppen, welches wir über mehrere Tage gar nicht brauchen, sondern genießen schnell den unerwarteten Komfort. Die Region ist durchzogen von gemütlichen Ferme Auberges, die uns jeden Abend verlässlich Schutz und ausgezeichnetes Essen bieten. Diese Einrichtungen, die eine Mischung aus Bauernhof und Ferienwohnung sind, sind in einer Initiative entstanden, landwirtschaftliche Betriebe in der Region zu retten, indem sie sich ein zweiten Standbein im Tourismus aufbauen. Und so kommen wir Abends oft in den Genuss einer gemütlich urigen Atmosphäre mit ausgezeichnetem Essen – schließlich sind wir in Frankreich, drei Gänge gibt es jeden Abend!

Und auch wenn wir viel durch Regen und dichten Nebel wandern, gibt es eindrucksvolle Momente. Manchmal reißt der Himmel vorübergehend auf und lässt einen Eindruck erhaschen, was für großartige Aussichten dieser Kammweg bieten muss. Auch die leuchtenden bunten Herbstfarben, der Blaubeer-Felder, die wir immer wieder durchqueren sind beeindruckend.

Und am Ende gibt es dann zumindest doch noch die eine Nacht, in der endlich kein Sturm angekündigt ist und wir unsere Zelte aufschlagen – erleichtert, sie zumindest einmal genutzt zu haben. Wir schlafen neben einer kleinen Schutzhütte, die uns zusätzlich noch eine Feuerstelle und frisches Quellwasser bietet. Schutzhütten sind sowieso ein großer Vorteil auf dieser Tour. Ganz unterschiedlich von massivem Steinhaus bis zum kleinen Holzunterstand, sind diese in der Region gut verteilt und bieten für die ein oder andere Pause verlässlichen Schutz.

Nach 5 Tagen Wandern kommen wir in Thann an, die erste richtige Ortschafts seit Beginn unserer Tour. Genau so wie unser Ausgangsort Ribeauville ist Thann gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden und wir steigen in den Zug, der uns zurück nach Deutschland bringt. Unser Fazit: Regen und Sturm haben die Tour für uns herausfordernd gemacht, empfehlen würden wir sie trotzdem. Schlechtes Wetter kann einen ja sowieso immer überall begleiten. Abgesehen davon ist es einen tolle Strecke mit vielen Aussichten und voller Natur. Übernachten lässt sich in den ausgezeichneten Fermes Auberges und durch die gute Anbindung, lassen sich mehrere Orte entlang der Route gut erreichen, sodass beliebig abgekürzt oder verlängert werden kann.


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